Reffen ist eine der wichtigsten Techniken, die Seglerinnen und Segler beherrschen müssen. Sie dient der Sicherheit und dem Komfort auf dem Wasser.
Reffen beim Segeln bedeutet, dass die Segelfläche am Boot reduziert wird. Hauptgrund für das Reffen ist auffrischender Wind. Die Bootsgeschwindigkeit und die Kontrolle des Bootes kann dadurch verbessert werden.
Der genaue Zeitpunkt zum Reffen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Windstärke, der Bootstyp, die Größe der Segel, und die Erfahrung der Segler bestimmen, wann Reffen notwendig wird.
Ganz gleich, ob du ein erfahrener Skipper oder ein Neuling bist. Rechtzeitiges Reffen macht den Unterschied zwischen einem sicheren Törn und gestresster Crew.
Warum man frühzeitig reffen sollte
Es ist wichtig, frühzeitig zu reffen, um das Boot und die Crew sicher zu halten. Wenn man zu lange wartet, wird das Boot ggf. unkontrollierbar. Schäden am Boot oder Kentern können Folgen sein. Außerdem kann das Rigg beschädigt werden und die Segel können reißen.
Jedes Boot und jede Crew sind einzigartig. Daher solltest du die spezifischen Empfehlungen deines Bootsherstellers berücksichtigen.
Das Reffmanöver sollte von jeder Crew einmal oder mehrfach geübt werden, bevor es notwendig wird.
Wann sollte man reffen?
Wind- und Wetterbedingungen bestimmen gewöhnlich, wann gerefft wird. Die Sicherheit und die Kontrolle über das Boot müssen immer gewährleistet sein.
Als Faustregel zum Reffen gilt:
Wenn du denkst, dass du reffen musst, hättest du es vor fünf Minuten machen sollen.
Und:
Wenn du darüber nachdenkst, ein Reff zu entfernen, dann trink erstmal eine Tasse Tee und schau dann erneut.
Hier sind Anzeichen und Situationen, die darauf hinweisen, dass es Zeit zum Reffen ist:
Windstärke
Es wird Zeit zum Reffen, wenn bei stetig zunehmendem Wind das Boot immer schwieriger auf Kurs bzw. unter Kontrolle zu halten ist. Dies kann bereits bei Windgeschwindigkeiten von etwa 15 bis 20 Knoten (4 bis 5 Windstärken auf der Beaufort-Skala) der Fall sein. Der Zeitpunkt ist abhängig von deinem Bootstyp und deiner Erfahrung.
Krängung
Wenn das Boot stark krängt und es durch Gewichtsverlagerungen bzw. Steuerwirkungen nicht auf Kurs gehalten werden kann, ist es Zeit zum Reffen. Aufgrund der Krängung kann nicht das komplette Potenzial aus dem Boot geholt werden. Ebenso reduziert sich der Lateraldruck. Das Boot treibt seitwärts ab.
Boote fahren oft schneller mit Reff als unter Krängung und voller Besegelung. Hier 5 tollte Tipps, damit du besser segelst.
Bootsgeschwindigkeit
Trotz zunehmendem Wind erhöht sich die Bootsgeschwindigkeit nicht. Das kann ein Anzeichen sein, dass die maximale Rumpfgeschwindigkeit erreicht ist. Durch Reffen wird das Boot nicht schneller, aber stabiler zu handhaben. Trotz Reff bleibt die Geschwindigkeit anschließend oft gleich hoch.
Schwere See / Unruhiges Handling
Bei hohen Wellen und bei unruhigem Wasser kann die Bootskontrolle erschwert werden. Wenn zu viel Segelfläche gesetzt ist, hilft Reffen, das Boot stabiler zu machen. Die Manövrierfähigkeit wird gesteigert. Die Anfälligkeit für Krängung und unerwünschte Manöver wird verringert.
Wettervorhersage
Laut Wettervorhersage wird starker Wind oder Sturm erwartet? Dann wird klug gehandelt und vorzeitig gerefft, bevor die Bedingungen gefährlich werden. Am besten schon im Hafen.
Die Sicherheit der Crew und des Bootes hat oberste Priorität. Reduziere die Segelfläche rechtzeitig, bevor es notwendig werden könnte.
Den Zeitpunkt zum Reffen richtig einzuschätzen, erfordert Erfahrung und Urteilsvermögen. Es ist besser, zu früh zu reffen, als zu spät, da zu spät gereffte Segel zu gefährlichen Situationen führen können.
Welches Segel zuerst reffen?
Je nach Bootstyp entscheidet sich, welches Segel zuerst gerefft wird. In der Regel solltest du beim Reffen zuerst das Großsegel verkleinern. Anschließend dann erst das Vorsegel (Fock oder Genua). Es ist etwas wie beim Segel setzten.
Hier mehrere Gründe, warum du das Großsegel meistens zuerst reffst:
Stabilität und Kontrolle
Das Großsegel ist normalerweise das größte Segel an Bord und erzeugt den Großteil der Energie. Durch die Verkleinerung wird der Kipppunkt des Bootes nach unten verlagert. Der Druck im Segel wird reduziert und Krängung verringert. Folglich nimmt Luvgierigkeit ab. Luvgierigkeit ist, wenn das Boot ohne deine Steuerwirkung nach Luv drehen will.
Manövrierfähigkeit:
Das Großsegel hat einen großen Einfluss auf die Richtungsstabilität des Bootes. Wird das Großsegel zuerst gerefft, reduziert sich der Druck auf das Heck des Bootes. Dies führt zu einer besseren Stabilität und Kontrolle. Auch hier reduziert sich die Luvgierigkeit, da der Segeldruckpunkt nach vorne wandert. Das Boot läuft besser geradeaus.
Einfachere Handhabung
Abhängig vom Boot ist das Reffen des Großsegels einfacher, als das Austauschen des Vorsegels. Vorsegel müssen ggf. komplett ausgetauscht werden. Reffen des Großsegels ist an sich auch nicht ganz einfach. Dennoch muss so niemand bis auf den Bug, um das Vorsegel auszutauschen. Was weniger Aufwand und weniger Risiko bedeutet.
Vorsegel zuerst reffen! Das sind die Gründe.
Abhängig von Bootstyp und Crew-Erfahrung kann das Vorsegel ebenso zuerst gerefft werden.
Besonders mit Roll-Fock oder Roll-Genua ausgestattete moderne Yachten vereinfachen das Reffen sehr. Die Crew kann das Vorsegel auf jedem Kurs schnell und einfach teilweise einrollen. Dies steigert den Komfort in nur wenigen Handgriffen.
Besonders auf Am-Wind-Kurs sollte das Großsegel aber zuerst gerefft werden. Das Vorsegel ist eine unabdingbare Hilfe zum Höhe fahren.
Wie viel Segel reffen?
Die Menge an Segelfläche, die du reduzieren solltest, hängt von der Windstärke und den Bedingungen ab.
Wie bereits erwähnt, solltest du lieber zu früh und zu viel reffen als es anschließend zu bereuen. Je länger du wartest, desto schwieriger wird es, das Boot bei Krängung ruhig zu halten.
Je nach Komplexität des Reffvorgangs reduziert man erst auf Reff 1 und schaut wie sich das Boot benimmt. Sollte es immernoch stark krängen und schwer zu kontrollieren sein, dann Reff 2 einlegen.
Hast du eine unerfahrene Crew, dann kannst du auch direkt auf Reff 2 oder sogar Reff 3 gehen. Du ersparst deiner ggf. unsicheren Crew jede Menge Arbeit und Nerven.
Ein Reff herausmachen ist immer einfacher als das Reffen an sich.
Großsegel Reffen auf Am-Wind-Kurs
Auf Am-Wind- und Halbwindkurs erkennt man bei einer Yacht deutlich, wenn gerefft werden muss. In solchen Momenten steigt der Ruderdruck enorm und das Boot krängt stark. Wenn das Boot erst einmal unkontrolliert luvgierig wird, ist es eigentlich zu spät zum Reffen und sollte zügig nachgeholt werden.
Durch die Krängung reißt am verhältnismäßig kleinen Ruder die Strömung ab und es kommt zum Kontrollverlust. Das Boot dreht ungewollt in den Wind. Dies wird auch Sonnenschuss genannt.
Außerdem sind moderne Yachten so designt, dass sie nicht mehr effizient laufen, wenn sie mehr als 10 bis 20 Grad Schräglage erreichen. Sie fangen an seitlich abzudriften.
Ebenso ist es auch nicht bequem, die ganze Zeit mit Krängung zu segeln und es stellt ein Risiko für unbeweglichere Crew und Kinder dar.
Reffen auf Am-Wind-Kurs verzögern
Auch wenn das Prinzip des frühzeitig Reffen besteht. Durch das sinnvolle Trimmen der Segel, kann ggf. ein Reffen auf Am-Wind-Kurs verzögert werden. Hierzu muss das Segel flacher getrimmt werden. Je windiger, desto flacher, desto weniger Power im Segeln.
Folgende Punkte kannst du befolgen:
- Traveller nach Lee verschieben
- Mehr Unterliekstrecker
- Mehr Baumniederholer
Ablauf Reffen von Großsegel mit Mastrutschern
- Auf Am-Wind-Kurs segeln oder unter Motor fahren – nicht direkt in den Wind. Das Vorsegel knallt sonst unkontrolliert herum.
- Das Lose aus der Dirk (die Leine, die den Baum ohne Segel hält) nehmen, falls diese sehr locker ist.
- Eine Person vor den Mast schicken, wenn ausreichend Crew vorhanden. Sonst nach Punkt 5.
- Unterliekstrecker lösen, falls stark durchgesetzt. Mastrutscher könnten sonst klemmen.
- Großschot lösen, dass kein Zug mehr auf dem Groß ist. Aber nicht so weit, dass es anfängt wild hin und her zu fliegen.
- Baumniederholer lösen.
- Großfall kontrolliert lösen. Lege es mehrfach um die Winsch für ausreichend Kontrolle.
- Segel bis zur ersten / zweiten Refföse (auch als Reffkausch bezeichnet) herablassen.
- Refföse in Haken am Baum einhängen.
- Reffleine durchsetzen, bis Achterliek am Baum anliegt. Achte darauf, dass das Segeltuch nicht zwischen Segel und Baum eingeklemmt wird.
- Großfall wieder durchsetzen (nicht zu stark – keine Längsfalten im Vorliekbereich produzieren).
- Überschüssiges Segel mit Zeisingen (Bändern) sichern. Segeltuch nicht um den Baum sichern, sondern nur mit sich selbst. So kann der Wind unter dem Segel entweichen.
- Dirk lösen.
- Großschot dicht holen.
- Baumniederholer anziehen.
- Weiter segeln.
Hast du Lazy jacks, also einen großen Sack, in den das Segel beim Bergen fällt, dann entfällt das abbinden in Punkt 12
Reffen von Roll-Großsegeln
- Auf Am-Wind-Kurs fahren.
- Da die meisten Segel im Uhrzeigersinn eingerollt werden, ist es vorteilhaft auf Backbord-Bug zu segeln.
- Ggf. Achterstag lösen, damit der Mast inkl. Rollspindel im Mast gerade laufen kann.
- Großschot lösen, sodass der Baum nicht mehr nach unten gezogen wird.
- Großsegel einrollen bis zu gewünschtem Reffpunkt.
- Weiter segeln.
Vorsegel reffen und einrollen – stets auf Vorwindkurs
Das Reffen, und allgemein das Einrollen der Fock bzw. Genua sollte immer auf Vorwindkurs erfolgen.
Wenn die Yacht zum Reffen im Wind steht, schlägt das Tuch wild und kann die Person auf dem Vorschiff gefährden. Außerdem entsteht wegen des Schlagens so viel Druck auf den Beschlägen, dass ein Einrollen kaum noch möglich ist.
Deshalb sollte zum Reffen oder Bergen des Vorsegels auf einen Vorwindkurs abgefallen werden. Dabei immer auf ausreichend Raum in Lee achten.
Durch das Abfallen wird das Vorsegel vom Großsegel abgedeckt und hat kaum noch Druck. Ebenso wirkt der scheinbare Wind hilfreich. Dieser kommt dann vorlicher.
Das Vorsegel lässt sich jetzt per Hand einrollen. Wird die Kraft zu groß für die Hand, besteht meist ein Fehler im System. Die Bedienelemente des Vorsegels sollten kontrolliert werden. Auf den Einsatz einer Winsch sollte man eigentlich verzichten können.
Achtung bei Elektro-Winschen! Diese bauen ggf. zu viel Kraft auf und es besteht Riss-Gefahr.
Achtung auf Kursen mit achterlichem Wind
Auf Raumwindkursen oder Vorwindkursen kann der Zeitpunkt des Reffens schnell verpasst werden. Da der scheinbare Wind trügerisch gefühlt weniger Wind vorgaukelt.
Sollte das Boot aus einem Grund anluven, verstärkt sich der scheinbare Wind deutlich. Dies führt hin und wieder zu unfreundlichen Überraschungen.
Die meisten Yachten vertragen auf diesen Kursen mehr Segelfläche als auf Amwind. Aber generell gilt, bei den Windstärken zu reffen, bei denen man auch auf Amwind-Kurs reffen würde. Ein anderes Indiz ist die Bootsgeschwindigkeit. Wird der Wind stärker, aber das Boot nicht schneller, hat es seine Rumpfgeschwindigkeit erreicht. Schneller wird das Boot nicht mehr und die extra Segelfläche bringt nichts.
Roll-Großsegel und Rollfock lassen sich auch unter achterlichem Wind reffen. Jedoch klappt dies gewöhnlich nicht mit traditionellen Segeln. Auch hier gilt: reffe bevor es nötig wird.
Das Reffen richtig vorbereiten
Um ein reibungsloses Reffen durchzuführen, ist eine gründliche Vorbereitung notwendig.
Im Voraus sollten alle Schritte mit der Crew durchgegangen werden. Jeder sollte eine feste Position und Anweisungen erhalten.
Der Skipper gibt den Ablauf vor. Mögliche Schwierigkeiten und Probleme sollten im Vorfeld angesprochen werden. So weiß jeder welche Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Neben korrekten Abläufen sollte stets auf die richtig angepassten Sicherheitshilfsmittel geachtet werden. Rettungswesten und Lifebelts gehören zu jedem Manöver dazu.
Zur Vorbereitung des Reff-Manövers können folgende Punkte hilfreich sein:
- Überprüfung der Ausrüstung, insbesondere der Winschen und Leinen
- Tragen von Handschuhen zum Schutz der Hände
- Festlegen der Aufgabenverteilung und Kommunikationswege zwischen den Crewmitgliedern
- Überprüfung der Stagreiter und des Cockpits auf mögliche Hindernisse
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