Was ist ein Sonnenschuss beim Segeln? – Expertentipps, um es zu verhindern

Beim Segeln ist ein Sonnenschuss ein ungewolltes Manöver, das häufig bei starkem Wind und Krängung auftritt. Es kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, wie zum Beispiel unzureichende Reaktionen der Crew oder unerwartete Windböen.

Ein Sonnenschuss kann gefährliche Folgen haben, wie etwa den Verlust der Kontrolle über das Schiff oder sogar Beschädigungen wie das Brechen des Mastes. Daher ist es wichtig, die Ursachen und Präventionsmaßnahmen für einen Sonnenschuss zu verstehen.

Zum Glück gibt es zahlreiche Techniken und Taktiken, die Segler anwenden können, um die Wahrscheinlichkeit eines Sonnenschusses zu reduzieren und die Sicherheit an Bord zu gewährleisten.

Definition von Sonnenschuss beim Segeln

Ein Sonnenschuss ist ein Phänomen, das beim Segeln auftreten kann und meist bei starker Krängung, also einer Neigung des Segelbootes, auftritt. In diesem Moment wird das Segelboot so luvgierig (zieht zur windzugewandten Seite), dass es trotz Gegensteuerns abrupt in den Wind schießt.

Die Bezeichnung „Sonnenschuss“ ist jedoch irreführend, denn sie hat eigentlich nichts mit der Sonne oder ihrer Richtung zu tun. Vielmehr ist es die Folge von starkem Wind und einer damit verbundenen Krängung des Bootes.

Dieses aus dem Ruder laufen kann dir auf Amwindkurs passieren und auf Raumwind– bzw. Vorwindkursen, wenn du unter Spinnaker oder Gennaker segelst.

Häufigste Ursachen für einen Sonnenschuss beim Segeln

Die Grundursache, für das unerwünschte Drehen in den Wind ist eine zu starke Krängung und die resultierend verlorene Steuerwirkung. Entweder musste die steuernde Person zu kräftig gegensteuern und es entsteht ein Strömungsabriss am Ruder oder das Segelboot liegt so schräg im Wasser, dass das Ruder nicht mehr im Wasser ist und folglich keine Wirkung mehr erzielt.

Gewöhnlich geht diese extreme Krängung einher mit starkem Wind, zu viel Segelfläche und unaufmerksamer / unerfahrener Crew.

Große Wellen und daraus resultierendes Gieren, können das Boot aber auch ungewollt in Schräglage bringen und für Momente manövrierunfähig machen.


Folgen eines Sonnenschusses

Unabhängig von der extremen Schräglage des Bootes und der folgenden Drehung in den Wind kann ein Sonnenschuss auch schwerwiegende Folgen haben.

Je nach Bootstyp sieht das etwas anders aus, aber gewöhnlich kann man damit rechnen, dass auf Yachten unter Deck alles aussieht wie Sau, da alles Lose quer durch das Boot fliegt. Kielboote ohne Kajüte und Jollen haben dieses Problem nicht.

Personen können über Bord gehen, der Baum kann in das Wasser tauchen und unter Umständen kann dadurch der Mast brechen. Gennaker / Spinnaker können aus diversen Gründen zu Bruch gehen oder Probleme am Boot verursachen.

Oben auf dem Deck muss sichergestellt sein, dass alle an Bord sich gut festhalten bzw. sich bereits vorher mit Rettungswesten und Sicherheitsleinen ausgestattet haben. Wenn das Boot erst einmal 80 Grad quer im Wasser liegt, ist es erstmal zu spät dafür.

Sonnenschuss auf Amwindkurs

Auf Amwindkurs sind die Folgen meist geringer. Wenn dein Boot in den Wind dreht, reduziert sich der Segeldruck in Groß- und Vorsegel gleichzeitig und du und deine Crew kommen mit dem Schrecken davon. Je mehr das Boot in den Wind dreht, desto weniger Power ist im Segel und das Boot richtet sich langsam wieder auf.

Entweder reduzierst du nun deine Segelfläche oder fährst aufmerksamer weiter.

Sonnenschuss mit Gennaker/Spinnaker auf Raumwindkurs

Sonnenschuss unter Gennaker auf Raumwind sind meiner Meinung nach deutlich häufiger als auf Amwindkurs. Ein kurzer unaufmerksamer Moment und schon kann es passiert sein.

Auf Jollen hat das überwiegend eine Kenterung zur Folge. Lässt sich hier die Kenterung mit schneller Gewichtsverlagerung und Glück vermeiden, sollte man den Gennaker zügig einholen, während man im Wind steht.

Kielboote werden nicht gleich kentern, aber die extreme Schräglage von 70 bis 90 Prozent sind auch kein Spaß. Besonders wenn es unerwartet kommt und die Crew nicht weiß, was passiert. Hier kann es durchaus passieren, dass ein Crew-Mitglied über Bord geht.

Da gewöhnlich der Gennaker die Ursache ist für den Sonnenschuss (zu viel Druck im Segel), wird sich das Boot nicht sofort von der Krängung erholen. Erst wenn der Wind weg ist und somit weniger Druck im Segel herrscht, wird es sich wieder aufrichten. Das kann auch etwas dauern.

Bei dieser Krängung kann der Gennaker Kontakt mit dem Wasser bekommen und sich unter das Boot ziehen. Den Gennaker dann unter dieser Last wieder an Bord zu bekommen, ist eine kräftezehrende Aufgabe. Hoffentlich reißt er dabei nicht!

Wenn man die Wasserung des Gennakers verhindert und man heil in den Wind dreht, besteht das Problem, dass dann dieses große Segel um das Vorstag weht. Hier sind Twists und Vertüdellungen vorprogrammiert. Auch das wird eine Weile dauern, alles wieder zu lösen.

Einen Sonnenschuss beim Segeln vermeiden

Um einen Sonnenschuss zu vermeiden, solltest du bei stärkerem Wind und insbesondere bei sichtbarer Krängung des Bootes aufmerksam steuern und zügig wieder flach stellen. Das kann bedeuten, dass du den Kurs änderst, die Segelstellung anpasst oder die Crew-Gewichtsverteilung verändern musst. Auch Segeltrimm kann dazu beitragen.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass du stets auf die Wetterbedingungen vorbereitet bist und proaktiv Maßnahmen ergreifst.

Damit du schnell und zügig reagieren kannst, sollte jedes Crew-Mitglied eine Aufgabe haben (Großschot, Niederholer, Fockschot, Gennakerschot, etc.) und alle Leinen müssen frei liegen, um sie schnell abwerfen zu können.

Sonnenschuss auf Amwindkurs vermeiden

Da die Ursachen auf Amwindkurs vorwiegend im Überdruck im Großsegel bestehen, musst du auch dort ansetzen, um die Krängung zu verhindern.

Tritt eine Böe ein und dein Boot beginnt zu krängen, kannst du drei Dinge für eine kurzfristige Lösung machen:

  • Anluven
  • Segel fieren
  • Gewichtsverlagerung nach außen

Selbstredend hat Gewichtsverlagerung auf einer Yacht nicht wirklich einen großen Effekt. Anluven und fieren jedoch schon. Um Druck aus dem Segel zu bekommen, musst du es ineffektiv machen. Und das geht eben durch Segel aufmachen und Richtung Wind drehen.

Bist du schnell genug, dann wirst du keine Probleme haben. Achte dabei immer auf das Wasser in Luv, um Böen rechtzeitig zu erkennen.

Sollten nicht nur vereinzelt Böen auftreten, sondern der Wind konstant zunehmen, dann ist es Zeit zu reffen und die Segelfläche zu verkleinern.

Denke auch daran, dass du Trimmleinen hast, mit denen dein Segel flacher getrimmt werden kann. Ziehe Unterliek- und Vorliekstrecker und Baumniederholer mehr an, je windiger es wird.

Sonnenschuss unter Gennaker/Spinnaker auf Raumwind vermeiden

Besonders unter Gennaker und Raumwind ist das Steuern des Bootes super wichtig. Die erhöhte Segelfläche ist tückisch, wenn nicht ordentlich gefahren. Im Gegensatz zum Amwindkurs, wo du bei Krängung anluven musst, musst du unter Gennaker und im Raumwindkurs abfallen, um Druck aus dem Segel zu bekommen. Hier liegt meist das größte Problem, besonders bei unerfahrenen Seglern. Ich formuliere es die mal in anderen Worten aus, damit du es nicht vergisst:

  • Zu viel Druck mit Gennaker? Abfallen!
  • Boot krängt unter Gennaker? Abfallen!
  • Du glaubst, du bist zu schnell unter Gennaker? Abfallen!
  • Irgendwas außer Kontrolle unter Gennaker? Abfallen!

Abfallen heißt übrigens vom Wind weg segeln. Das heißt: Pinne weg vom Baum, bzw. Steuerrad Richtung Baum drehen.

Ziel ist es immer ein flaches Boot zu haben. Sobald es nur ansatzweise krängt, musst du reagieren.

Es ist wichtig, deine Segel kontinuierlich auf Kursänderungen oder Veränderungen der Windgeschwindigkeit anzupassen. Dabei solltest du auch die Windeinflüsse auf das Wasser beobachten und entsprechend auf auftretende Böen oder Windlöcher reagieren.

Erfahre hier mehr zum Gennaker Segeln!

Um kurzfristig weiteren Druck aus den Segeln zu bekommen, hilft Gennaker fieren, Baumniederholer lösen (solltest du eh beim Abfallen gemacht haben), Großsegel und Vorsegel fieren.

Rollen und Verantwortlichkeiten der Crew

Für jede Leine sollte ein Crewmitglied eingeteilt sein – sofern vorhanden. Schoten sollten nicht eingeklemmt gefahren werden, sonders stets zum Fieren bereit in den Händen sein. Eine Einweisung und Absprache vor dem Gennaker segeln, wann was gemacht wird, ist von Vorteil.

Nicht mehr zu verhindern! Was tun beim Sonnenschuss?

  • Erstmal sollten sich alle gut festhalten.
  • Löse den Baumniederholer. Der Baum steigt und Druck kann aus dem Segeltop heraus.
  • Fiere die Großschot.
  • Traveller, wenn vorhanden, mittig halten, um Wasserkontakt des Baumes zu vermeiden.
  • Unter Gennaker kann man den Gennaker etwas herunterlassen, aber die Schoten dichthalten. Fieren des Gennakers bedeutet unweigerlich, dass der Genni ins Wasser fällt.
  • Warten.
  • Wenn das Boot wieder aufrecht steht, reffen / Gennaker einholen oder langsam abfallen und weiter fahren (je nach Windbedingungen)

Zusammenfassung

  • Ein Sonnenschuss ist eine ungewollte plötzliche Richtungsänderung beim Segeln, oft verursacht durch starken Wind und Krängung.
  • Die Crew sollte aufmerksam sein und schnell auf Windänderungen reagieren, um Sonnenschüsse zu vermeiden.
  • Das kontrollierte Ausrichten der Segel kann dazu beitragen, das Risiko eines Sonnenschusses zu reduzieren.

Tom von Segelplanet

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