Das erste Mal beim Segeln steuern – [Begriffe, Sitzposition, Ruder- und Segelnutzung]

Wenn du das erste Mal segeln gehst, gibt es viele Informationen. Segelbegriffe, Abläufe und Manöver beim Segeln lernen kann kompliziert erscheinen.

Wenn du dir die Grundlagen gut anschaust und diese beherrscht, dann kannst du jedes Boot segeln. Das Prinzip bleibt immer das gleiche, egal ob auf einer kleinen Jolle oder einer 50 ft. Yacht.

Grundlagenarbeit ist das Wichtigste beim Segeln.

Die wichtigsten Segelbegriffe zum Steuern

Sollte dir diese Übersicht nicht ausreichen, dann empfehle ich dir mein Seglerlatein.

Bug / Heck

Der Bug ist der vordere, das Heck der hintere Teil vom Boot. Vorne erkennst du daran, dass das Boot spitzer zusammen läuft. Hinten ist das Boot gewöhnlich breit.

Steuerbord / Backbord

Steuerbord ist die rechte und Backbord die Linke Seite vom Boot. Das gilt, wenn du nach vorne über den Bug vom Boot schaust.

Luv / Lee

Luv und Lee sind 2 Richtungs- bzw. Positionsangaben im Verhältnis zur eigenen Position und zum Wind. Alles was näher als der Bezugspunkt (z. B. man selbst) ist, wird als Luv bezeichnet.

Merke: Luv ist dort, wo die Luft herkommt

Alles, das weiter entfernt als der Bezugspunkt bzw. man selbst vom Wind entfernt ist, bezeichnet man als Lee.

Merke: In Lee geht die Spucke in die See.

Segelbegriffe - Teile am Boot

Anluven / Abfallen

Anluven bezeichnet man eine Kursänderung (Richtungsänderung), bei der der Bug Richtung Windursprung, also nach Luv, gedreht wird. Die Segel bleiben dabei auf der gleichen Seite.

Abfallen ist das Gegenteil vom Anluven. Beim Abfallen wird der Bug weg vom Wind, also nach Lee, gedreht. Die Segel bleiben dabei auf der gleichen Seite.

Wende / Halse

Wende ist eine Kursänderung des Bootes, bei der der Bug des Bootes durch den Wind dreht und die Segel auf die andere Seiten kommen. So funktioniert eine Wende beim Segeln im Detail.

Halse ist eine Kursänderung, bei der das Heck durch den Wind dreht und die Segel auf die andere Seite übergehen. Hier wird genau beschrieben wie die Halse beim Segeln abläuft.

Wende beim Segeln
Die Halse beim Segeln - Abläufe und Kommandos

Großsegel

Das Großsegel, oder auch nur Groß genannt, ist das Segel, welches sich am Mast befindet. Mit Hilfe der Segel bewegt sich dein Boot vorwärts. Mehr Info: Wie setze ich Segel?

Fock

Die Fock ist ein Vorsegel und befindet sich auf dem Bug des Bootes.

Schoten

Schoten sind Leinen, die für das Dichtholen (hereinziehen) bzw. das Fieren (Segel herauslassen) genutzt werden. Die Fockschot bedient die Fock und mit der Großschot kannst du die Stellung des Großsegels verändern.

Ruder / Pinne / Pinnenausleger

Das Ruder ist ein flaches Bauteil am Ende des Bootes und befindet sich Wasser. Je nachdem in welche Richtung das Ruder gestellt wird, bewegt sich dein Boot.

Die Pinne ist die Verbindung vom Ruder in das Boot. Hat das Boot kein Rad zum Steuern, dann nutzt man die Pinne (sieht aus wie ein Stock), um das Ruder in Position zu bekommen.

Der Pinnenausleger ist eine Verlängerung der Pinne, um aus größerer Entfernung (für besseren Gewichtstrimm – 5 Tipps, dein Segeln zu verbessern) die Stellung des Ruders zu verändern. Pinnenausleger findet man hauptsächlich auf Jollen oder sportlichen kleinen Kielbooten.

Teile vom Boot

Wo sitze ich beim Segeln?

Auf einem Segelboot befindet sich die steuernde Person zu 99% der Zeit auf der Luv Seite des Bootes. Das heißt also, du sitzt auf der gegenüberliegenden Seite vom Großsegel und bekommst den Wind in deinen Rücken.

Einen Sonderfall gibt es allerdings. Auf dem Vorwindkurs kommt der Wind immer von achterlich (hinten). Dabei kann dein Großsegel entweder auf Backbord oder Steuerbord stehen. Dann gilt: Lee ist auf der Seite, auf der das Großsegel ist. Das ist besonders wichtig für die Ausweichregeln!

Keine Ahnung was der Vorwindkurs ist? Dann schau dir diesen Artikel an!

Welche Hand macht was?

Am Anfang wird die Koordination beim Segeln genauso kompliziert sein, wie beim Autofahren lernen. Allerdings löst sich das schnell auf, wenn du folgendes befolgst:

  • Die achterliche Hand (die Hand näher am Ruder) hält die Pinne / den Pinnenausleger
  • Die vorlichere Hand (die Hand näher am Mast) hält die Großschot

Beim Steuern, d.h. beim Anluven und Abfallen, gibt es keinen Grund die Handkombination zu ändern.

Wenn du eine Wende bzw. Halse fährst, musst du die Seite vom Boot wechseln. Bei dem Wechsel tauschst du die Hände. D.h. die alte Pinnenhand ist nun an der Großschot und die Großschothand an der Pinne.

Es gilt weiterhin: Vorderhand Schot, Hinterhand Pinne

Übrigens: der Handwechsel sollte immer hinter dem Rücken stattfinden, sodass du stets nach vorne schauen kannst.

Dichtholen / Fieren – Wie geht das?

Warum Dichtholen und Fieren?

Du musst dein Segel rein und raus bewegen damit es jederzeit im richtigen Winkel zum Wind steht. Dann strömt der Wind um deine Segel herum und dein Boot bewegt sich vorwärts.

Da das ein wichtiges Thema und Hintergrundwissen beim Segeln ist, empfehle ich dir den Artikel „Segeln – Wie geht das?“.

Allgemein gilt:

  • Beim Anluven musst du die Segel dichter nehmen
  • Beim Abfallen musst du die Segel fieren

Wie du es NICHT machen solltest:

  • NIEMALS die Großschot um die Hand wickeln (musst du loslassen, hast du ein Problem, denn du bekommst die Schot nicht lose)
  • NIEMALS die Großschot zwischen die Zähne nehmen (außer du hast schon die Dritten und genug Geld diese neu bauen zu lassen)
  • Halte die Schot nicht im Bratpfannengriff (Rutscht die Schot durch die Hand, verbrennst du dir die Hand)

Wie geht Dichtholen und Fieren am besten?

Wenn du eine Schot dicht holst, hast du zwei Möglichkeiten:

  1. Du nutzt die Großschotklemme oder
  2. Du nutzt die Pinnenhand

als Unterstützung.

(1) Nutzt du die Großschotklemme, dann klemmst du bei jedem Dichtholen (anziehen) der Schot diese fest und greifst dann nach, um die Schot weiter dichtzuholen.

Beim Fieren musst die Schot zuerst aus der Klemme nehmen, bevor du sie durch die Hand gleiten lassen kannst. Das kann bei hektischen Momenten, z. B. bei einer unerwarteten Böe, schnell zu Problemen führen, wenn du die Schot nicht los bekommst.

(2a) Nutzt du die Pinnenhand zur Unterstützung, dann geht die Großschothand mit der Schot zur Pinnen (ohne das Ruder zu verändern). Mit der ganzen Hand oder einem Finger blockierst du die Großschot vor dem Ausrauschen (unkontrolliertes starkes Fieren). Jetzt ist die Großschothand frei damit sie die Großschot so weit wie möglich am Großschotblock (Rolle zum Umlenken der Schot vom Baum) packen kann, um weiter zu dichtholen.

Zum Fieren lässt du die Schot durch die Hand gleiten. Mit Segelhandschuhen geht das auch ohne Brandblasen.

(2b) Segelst du mit Pinnenausleger, geht die Großschothand zur Auslegerhand. Hier macht dir der Ausleger dein Leben deutlich einfacher. Denn da der Pinnenausleger in fast alle Richtungen beweglich ist (ohne das Ruder zu verändern), kannst du deinen zweiten Arm fast frei bewegen, ohne die Hand von der Pinne zu nehmen. Segelst du nämlich nur mit Pinne, kann es schon etwas eine Verränkung sein, die Großschot dichtzunehmen.

Starten und Stoppen

Damit dein Boot effizient vorwärts segelt, musst du die richtige Segelstellung haben. Hier hilft das Verständnis für die Kurse zum Wind.

Vereinfacht erklärt wird dein Boot langsamer, wenn dein Segel zu weit offen ist. Denn ist dein Segel zu weit offen, flattert das Vorliek (auch killen genannt) oder sogar das ganze Segel und es funktioniert nicht effektiv (hast du schon einmal eine Flugzeugtragfläche flattern gesehen?).

Hier liest du, wie du dein Segel richtig einstellen solltest.

Zum Starten und Stoppen eines Segelboots gilt:

  • Zum Losfahren musst du dein Segel dichtholen (allerdings nicht zu dicht). – Richtig ist es eingestellt, wenn das Segel gerade aufgehört hat zu flattern.
  • Zum Verlangsamen musst du dein Segel fieren. Das Segel fängt an zu flattern (auch killen genannt) und funktioniert nicht mehr effizient. Dein Boot wird langsamer.
  • Alternativ zum Fieren kannst du bei gleicher Segelstellung auch anluven. Das hat den gleichen Effekt, denn dadurch verändert sich der Winkel vom Wind zum Boot. Aber nicht zu weit, denn dann landest du in der „Im Wind Zone“ bzw. machst eine Halse.

Das eben Beschriebene ist sehr simpel erklärt, denn in Realität ist es eine Kombination aus Fieren und Kursänderung, um das Boot anzuhalten.

Gerne verweise ich hier nochmals auf den Artikel über Segeltheorie und wie ein Segelboot vorwärtskommt. Dieser Artikel bildet eine der Grundlagen für effizientes Segeln.

Kursänderungen – Anluven & Abfallen

Wie du oben gelernt hast, sind Anluven und Abfallen Kurs-, bzw. Richtungsänderungen. Die Richtung deines Boot wird durch dein Ruder beeinflusst.

Die 3 Richtungen, die du steuern kannst sind:

  1. Gerade voraus – Pinne in der Mitte
  2. Anluven – Pinne wegdrücken Richtung Segel (Sitzt du Backbord – links – auf dem Boot, fährt dein Boot nach links. Sitzt du rechts – Steuerbord, geht es nach rechts.)
  3. Abfallen – Pinne zu dir ziehen (Bist du auf Backbord, segelt dein Boot nach rechts. Befindest du dich auf Steuerbord, dreht dein Boot nach links).

Je stärker du die Pinne drückst bzw. ziehst, desto schneller dreht dein Boot in die gewünschte Richtung.

Anluven und Abfallen beim Segeln

Merke: Das Ruder hat die Hauptwirkung auf deine Richtung. Nichtsdestotrotz haben die Segelstellung (Segeldruckpunkt), die Krängung (Gewichtstrimm) und der Längstrimm einen Einfluss auf die Fahrtrichtung vom Boot. Mit dem Ruder kannst du diese Einflussfaktoren bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Mehr Infos findest du im Artikel zu den 5 Segelgrundlagen.

Wichtig! – Das Prinzip vom Geben und Nehmen beim Steuern

Zur einfachen Erinnerung an das Anluven/Abfallen und Dichtholen/Fieren kannst du dir merken, dass es ein System von GEBEN UND NEHMEN ist.

Wenn du Anluvst drückst du die Pinne, du gibst Pinne, dann musst du das Segel dichtholen. Du musst also Großschot nehmen.

Umgedreht würde es bedeuten, wenn du abfällst, also Pinne nimmst, dann musst du das Segel fieren, dementsprechend Großschot geben.

Wie im realen Nicht-Segler Leben gilt: immer erst geben bevor man nimmt!

Das bedeutet:

  • Zum Anluven: Erst Pinne geben (steuern – anluven), dann Großschot nehmen (dichtholen)
  • Zum Abfallen: Erst Großschot geben (fieren), dann Pinne nehmen (steuern- abfallen)

Natürlich ist auch das etwas vereinfacht dargestellt, da meistens alles gleichzeitig geschieht. Jedoch ist so die Wahrscheinlichkeit größer, dass du weniger Probleme mit Krängung oder Kenterungen hast.

Der Grund dafür liegt beim überpowerten Segel. Fällst du z.B. von Am Wind auf Raumwind ab und öffnest dein Segel zu spät (du nimmst erst Pinne bevor du Schot gibts), dann drehst du durch Halbwind mit komplett dichten Segeln durch. Das widerum bedeutet viel Druck im Segel und viel Krängung, bzw. eine Kenterung.

Genauso umgedreht würdest du von Raumwind auf Am Wind wechseln und deine Segel erst dichtholen, also erst nehmen, bevor du gibst (anluvst), dann gehst du auch hier mit zu dichten Segeln durch den Halbwind was ebenso zu viel Druck im Segel bedeutet.

Zusammenfassung

Beim Segeln

  • Sitzt der Steuermann immer in Luv, also gegenüber vom Großsegel
  • Das Ruder gibt die Fahrtrichtung von deinem Boot an
  • Drückst du die Pinne – Richtung Segel – drehst du nach Luv (zum Wind) = Anluven
  • Ziehst du die Pinne – weg vom Segel – drehst du nach Lee (weg vom Wind) = Abfallen
  • Zum Dichtholen die Großschotklemme oder die Pinnenhand nutzen – NIEMALS die Schot um die Hand wickeln oder mit den Zähnen halten!!!
  • Merke dir das Prinzip vom Geben und Nehmen (immer erst geben)
Lerne wie du beim Segeln steuerst

Sind dir einige Begriffe nicht bekannt, dann empfehle ich dir das Seglerlatein auf Segelplanet.de – Segelbegriffe für Anfänger auf Deutsch & Englisch einfach erklärt.

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