Als Segelanfänger können Segelbegriffe und Manöver schnell durcheinander gewürfelt werden. Da die Wende und die Halse grundlegende Manöver beim Segeln sind, erkläre ich dir kurz den Unterschied.
Du musst zuallererst zwischen einem Steuern und einem Manöver unterscheiden. Die Wende und Halse sind jeweils ein Manöver, bei dem die Segel die Seite wechseln und der Wind anschließend auf die andere Seite des Segels trifft. Wechseln die Segel nicht die Seite, spricht man nur vom Steuern des Bootes. Dies stellt an sich kein Manöver dar, sondern nur eine Richtungsänderung.
Sollte dir gleich alles etwas kompliziert klingen, empfehle ich dir folgende Artikel:
- Seglerlatein – Segelbegriffe für Anfänger – Deutsch & Englisch
- Das erste Mal beim Segeln steuern – [Begriffe, Sitzposition, Ruder- und Segelnutzung]
Die Wende
Eine Wende ist ein Manöver, bei dem das Segelboot gedreht wird, sodass der Wind von der anderen Seite in die Segel kommt. Bei einer Wende wird das Boot mit dem Bug (Bootspitze) im Wind in die andere Richtung gebracht. Dabei wird das Steuerrad Richtung Wind gedreht bzw. die Pinne nach Lee (weg vom Wind bzw. in Richtung Baum gedrückt).
Bei der Wende dreht das Boot direkt in den Wind, um dann wieder herauszudrehen. Das größte Hindernis kann dabei sein, dass das Boot im Wind stehenbleibt und du die direkte Steuerung über das Boot verlierst. Keine Fahrt bedeutet keine Strömung am Ruder. Daraus folgt der Verlust der Steuerwirkung.
Das Segel kommt abhängig von der Drehgeschwindigkeit gemächlich auf die andere Seite und flattert dabei.
Die Wende wird von Am-Wind Kurs zu Am-Wind Kurs gefahren, kann aber auch von jedem anderen Kurs gestartet werden. Nachteil dabei ist es, dass das Boot mit größerem Wendekreis auch langsamer wird und einfacher im Wind stehen bleiben kann.
Mehr zum Thema: Wie funktioniert die Wende beim Segeln? und Q Wende beim Segeln – Ersatz für die Halse
Die Halse
Eine Halse ist ein Manöver, bei dem das Segelboot vor dem Wind gedreht wird. Das heißt, dass der Bug weg vom Wind zeigt und das Heck (Hinterteil) durch den Wind gezogen wird. Wie nach einer Wende kommt nach der Halse der Wind anschließend von der anderen Seite auf die Segel.
Das Segel kommt bei der Halse sehr schnell von der einen auf die anderen Seite. Der Grund dafür ist, dass der Wind durch die Drehung des Bootes das Segel nun schlagartig auf die andere Seite drückt. Dies stellt eine Gefahr dar, wenn du nicht darauf vorbereitet bist. Passiert das ungewollt, spricht man von einer Patenthalse.
Für das Halsen-Manöver wird das Steuerrad weg vom Wind gedreht, bzw. wenn du mit Pinne steuerst, wird diese nach Luv bewegt, also weg vom Baum.
Bei einer Halse wird das Boot mehr oder weniger vom Wind geschoben und bleibt somit nicht stehen, auch wenn es teilweise sehr langsam wird. Somit gibt es immer Ruderwirkung und das Manöver kann immer gefahren werden.
Die Halse wird optimal von Raumwindkurs zu Raumwindkurs gefahren.
Mehr zum Thema: Halse Segeln – Wie macht man das?
Unterschied Wende und Halse
Wende | Halse | |
---|---|---|
Drehrichtung | Bug durch den Wind | Heck durch den Wind |
Richtung Steuerrad | zum Wind | weg vom Wind |
Richtung Pinne | weg vom Wind | zum Wind |
Segel | flattert und kommt langsam rüber | angepowert, schlägt plötzlich um |
Bootsgeschwindigkeit | Boot kann im Wind stehen bleiben, wenn nicht ausreichend vorwärts Momentum | Boot wird durch „Rückenwind“ immer in Bewegung gehalten |
Ruderkontrolle | kann verloren gehen, durch im Wind stehen (keine Bootsgeschwindigkeit mehr) | immer vorhanden, da Boot mit „Rückenwind“ immer in Bewegung bleibt |
Segelstellung | Segel weit drin | Segel weit draußen |
Kurs | Am-Wind zu Am-Wind | Raumwind zu Raumwind |
Der Hauptunterschied zwischen Wende und Halse besteht darin, dass bei einer Wende das Boot gegen den Wind gedreht wird, während bei einer Halse das Boot weg vom Wind dreht. Eine Wende erfordert mehr Bootsgeschwindigkeit (nicht Drehgeschwindigkeit) und eine Halse etwas mehr Erfahrung, da das Segel schlagartig herüberkommt und man den richtigen Moment abpassen muss.
Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass bei einer Halse das Boot nicht unbedingt langsamer wird, während bei einer Wende das Boot verlangsamt, da der Wind von vorne eintrifft und die Segel ineffektiv werden.
In Bezug auf die Sicherheit ist zu beachten, dass bei einer Wende die Kontrolle über die Steuerung verloren gehen kann (keine Fahrt im Boot = keine Ruderwirkung) und bei einer Halse das Umschlagen des Baums ein Risiko für Mensch und Material darstellt. Bei mehr Wind können kleiner Boote (Jollen) auch kentern und müssen wieder aufgerichtet werden.
Insgesamt ist es wichtig, dass Segler sowohl das Manöver der Wende als auch der Halse beherrschen, um ihre Fähigkeiten und Sicherheit auf dem Wasser zu verbessern. Während beide Manöver ähnlich aussehen, gibt es klare Unterschiede in der Technik, Geschwindigkeit und Sicherheit. Ein erfahrener Segler kann diese Unterschiede nutzen, um seine Segeltechnik zu verbessern und sicher auf dem Wasser zu navigieren.
Mehr zum Thema: Segeln Lernen