Ruderdruck beim Segeln – Ursachen und Lösungen

Das Boot liegt schräg im Wasser. Dabei musst du dich ständig konzentrieren, um das Segelboot geradeaus fahren zu lassen? Du musst tatsächlich die Pinne fest in der Hand halten bzw. am Steuerrad Kraft aufwenden, dass dir das Boot nicht aus dem Ruder läuft und Kurs hält? Dann weißt du, was Ruderdruck ist. Der ewige Kampf mit den Kräften, die am Boot zerren.

Ruderdruck kann man verhindern! Denn ein Segelboot ist in der Lage, ohne jegliche Ruderwirkung geradeaus zu segeln. Besonders Jollen und Strandkatamarane sollten ohne Ruderdruck auch bei viel Wind auf Kurs laufen. Eine Yacht legt sich bei 4 Windstärken gerne auf die Seite. Die Krängung verursacht dabei den Ruderdruck. Aber auch das muss nicht sein.

Wie du Ruderdruck verhinderst und schneller segelst, erkläre ich dir im folgenden Artikel.

Ruderdruck beim Segeln - Segelplanet.de

Was ist Ruderdruck?

Wie sich Ruderdruck anfühlt, weißt du bereits.

Doch was ist Ruderdruck beim Segeln?

Ruderdruck beim Segeln ist die seitlich auf das Ruder eintretende Kraft, die die steuernde Person ausgleichen muss, damit das Boot geradeaus fährt. Ursachen für Ruderdruck sind Luvgierigkeit aufgrund von schlechtem Segeltrimm, alten Segeln, und Krängung oder ein nicht komplett abgesenktes Ruderblatt.

Ist Ruderdruck schlecht?

An sich ist Ruderdruck nicht schlimm.

Ein gewisser positiver Ruderdruck kann vorteilhaft sein. Dieser gibt dem Segler Feedback darüber, wie das Boot auf den Steuerbefehl reagiert. Ein leichter Widerstand am Ruder ist ok und ermöglicht eine feinfühlige Kontrolle des Segelbootes.

Zu viel Ruderdruck kann jedoch problematisch sein. Ein übermäßiger Druck am Ruder kann das Segeln weniger effizient machen. Das Boot erfährt mehr Widerstand. Es kann die Manövrierfähigkeit beeinträchtigen und dazu führen, dass das Boot langsamer wird.

Ursachen für Ruderdruck & Lösungen

Ursachen für Ruderdruck können vielfältig sein. Sowohl Material als auch Unkenntnis können ungewollten Ruderdruck bewirken.

Folgende Punkte sind die häufigsten Ursachen für Ruderdruck:

  • Ruder nicht komplett unten
  • Krängung
  • Schlechter Segeltrimm
  • Alte Segel

Ruder nicht unten

Die häufigste Ursache für Ruderdruck entsteht bei Ruderanlagen mit aufholbarem Ruderblatt. Wird das Ruderblatt nicht komplett nach unten geklappt, wirken ungewollte Kräfte.

Dabei reichen schon wenige Zentimeter. Aus einem austariertem Ruderblatt wird ein Monster, dass mit dir kämpft. Das ist besonders bei starkem Wind und Krängung zu spüren.

Gründe für das nicht komplette Herunterklappen des Ruderblattes sind:

  • Du ziehst nicht stark/ausreichend genug am Niederholer.
  • Die Aufholleine war noch belegt oder hat sich erneut belegt. Das Ruder kann so nicht weiter runter.
  • Niederholerleine ist zu elastisch und dehnt sich zu sehr.

Ebenso kann es vorkommen, dass sich Schrauben am Ruderbeschlag gelockert haben. Das Ruder sitzt nicht mehr fest am Spiegel des Bootes.

Lösung:

Achte darauf, dass dein Ruderblatt vollständig unten ist. Manchmal hilft es eine neue Niederholerklemme einzubauen oder den Nierderholer mit einer weniger reckenden Leine auszutauschen. Checke regelmäßig deinen Ruderbeschlag und den festen Sitz der Verschraubungen.

Krängung

Wenn der Wind stärker wird, dann fängt dein Segelboot an zu krängen. Das heißt, es segelt dann schräg im Wasser. Krängung beim Segeln ist an sich normal. Allerdings wird dadurch die Fläche des Ruderblattes geringer.

Weniger Ruderwirkung hat zur Folge, dass das Boot luvgierig wird. Das Boot möchte dann aufgrund seiner Form mit dem Bug Richtung Wind, also Luv, drehen.

Um das Boot geradeaus zu halten, muss man mit dem Ruder gegen diese Luvgierigkeit ankämpfen. Es entsteht Ruderdruck.

Wird die Krängung stets größer, dann wird die Ruderblattfläche stets kleiner. Solange das Boot zu kontrollieren ist, stellt dies kein Problem dar.

Schließlich kommt das Boot an einen Punkt, an dem das Ruderblatt zu wenig Angriffsfläche hat. Es folgt der kurzzeitige Verlust der Kontrolle. Das Boot dreht sich ungewollt Richtung Wind.

Das wird auch Sonnenschuss genannt.

Manchmal geschieht dies mit so viel Schwung, dass das Boot ungewollt wendet.

Lösung:

Bei leichten und kleinen Booten kannst du versuchen durch Gewichtsverlagerung das Boot aufrechter zu halten. Das heißt, mehr Menschen auf die Luvseite setzen.

Segel möglichst aufrecht. Will dein Boot krängen und anluven, dann lass dies kontrolliert zu. Du verlierst Druck im Segel, dein Boot richtet sich auf. Das nennt man dann „An der Windkante segeln“ bzw. „Kneifen“. Es gilt auch das Sprichwort: „Jede Böe bringt Höhe“. Das hat aber auch etwas mit scheinbarem Wind zu tun.

Allerdings verlierst du dadurch auch viel Geschwindigkeit. Das ist kurzfristig eine Lösung, aber nicht auf langen Strecken. Folglich beachte die nächsten Punkte.

Schlechter Segeltrimm

Hast du Ruderdruck, weil dein Boot luvgierig ist, dann kannst du etwas am Segeltrimm ändern.

Zuallererst fierst du dein Großsegel. Besonders, wenn du kurz vorm Sonnenschuss bist.

Das Großsegel ist für das Anluven verantwortlich. Nicht das Vorsegel. Das heißt, immer das Großsegel öffnen nicht die Fock. Das würde die Luvgierigkeit verstärken.

Wenn du dein Großsegel öffnest, dann wandert der über das Boot gesehene Segeldruck nach vorne. Das Boot will also mehr nach Lee, also weg vom Wind.

Das Gleiche erreichst du auch mit Reffen der Segel.

Ebenso kannst du deine Segel flacher trimmen.

Ziehe Vorliekstrecker, Unterliekstrecker und Baumniederholer an (je nach Verfügbarkeit).

Dadurch wird dein Segel flacher und der Segeldruck wandert vorlicher.

Lösung:

Achte darauf, dass dein Großsegel nicht zu dicht gezogen ist. Schau dir diese 5 Segelgrundlagen an und du wirst merken, dass du gar nicht soviel Ruderwirkung benötigst. Dein Boot kann auch nur mit Segeltrimm und Gewichtstrimm gesteuert werden.

Alte Segel

Bei älteren Segeln dehnt sich das Segeltuch mehr als gewünscht. Bei Wind wird es bauchiger und das Segelprofil wird tiefer. Dadurch wandert der Segeldruck meist höher und hinter.

Je höher der Druckpunkt, desto mehr Krängung. Je weiter hinten der Druckpunkt, desto mehr will das Boot anluven.

Beides erzeugt also erhöhte Luvgierigkeit.

Lösung:

Sind deine Segel zu alt, dann besorge dir neue und du wirst ein neues Segelerlebnis haben.

Häufig gestellte Fragen

Segelt man aufgrund des Ruderdrucks langsamer?

Ja, Ruderdruck bedeutet, dass du langsamer segelst. Einerseits erzielt jede Lenkbewegung an sich eine Bremswirkung. Je größer der Ruderdruck, desto größer die Bremswirkung. Anderseits liegen die Gründe für das langsamere Segeln bei den Ursachen vom Ruderdruck. Darunter zählen schlechter Segeltrimm und Krängung.

Wie vermeidet man Ruderdruck beim Segeln?

Ruderdruck entsteht, wenn das Ruderblatt einen Widerstand gegen das Wasser bietet. Um Ruderdruck zu vermeiden, sollte das Ruderblatt so eingestellt werden, dass es möglichst parallel zum Wasser verläuft. Außerdem sollten die Segel richtig getrimmt sein, um eine gute Balance zwischen Segel- und Ruderdruck zu erreichen.

Welche Auswirkungen hat zu viel Ruderdruck beim Segeln?

Zu viel Ruderdruck kann zu einem schlechten Handling des Bootes führen und die Manövrierfähigkeit beeinträchtigen. Zudem kann es zu einem erhöhten Kraftaufwand beim Steuern des Bootes führen.

Was sind die Ursachen für zu starke Krängung beim Segeln?

Zu starke Krängung kann durch falsches Trimmen der Segel, zu viel Wind oder eine ungleichmäßige Gewichtsverteilung im Boot verursacht werden. Um zu starke Krängung zu vermeiden, sollten die Segel richtig getrimmt und das Gewicht im Boot gleichmäßig verteilt werden.

Sind dir einige Begriffe nicht bekannt, dann empfehle ich dir das Seglerlatein auf Segelplanet.de – Segelbegriffe für Anfänger auf Deutsch & Englisch einfach erklärt.


Tom von Segelplanet

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