Der Raumwindkurs beim Segeln beschreibt einen Kurs (eine Richtung) relativ zur Windrichtung, bei dem der Wind achterlich (schräg von hinten) auf das Boot trifft.
Der Raumschotskurs, wie der Raumwindkurs auch benannt wird, liegt zwischen Halbwindkurs (90°/270° Windeinfallswinkel) und Vorwindkurs (180° Windeinfallswinkel).
Merke: Bei Raumwindkurs liegt eine Strömung am Segel an, auf Vorwindkurs nicht. Abhängig vom Boot reißt diese Strömung bereits ab, bevor der Wind aus 180° und somit direkt von achtern kommt. Folglich liegt der Raumwindkurs zwischen 90° und ca. 150° bzw. zwischen 270° und ca. 210°.
Hat dein Boot ein Verklicker (Windanzeiger) muss der Pfeil schräg nach hinten zeigen. Zeigt der Pfeile nach rechts oder links bist du auf Halbwindkurs. Zeigt der Verklicker nach hinten, bist du auf Vorwindkurs.
Wie komme ich auf Raumwindkurs
Von Am Wind Kurs & Halbwind:
- Abfallen
- d.h. an der Pinne ziehen
- Segel fieren
- Schwert bis zur Hälfte anheben
- Kommando: „Fier auf die Schoten auf Raumwindkurs“ – wenn auf Kurs: „Raumwindkurs liegt an“
Von Vorwind:
- Anluven
- d.h. Pinne wegdrücken
- Segel dichtholen
- Kommando: „Hol dicht die Schoten auf Raumwindkurs“ – wenn auf Kurs: „Raumwindkurs liegt an“
Merke: Hast du deinen neuen Kurs erreicht, musst du die Pinnen wieder in die Mitte stellen und einen Punkt voraus anpeilen, sonst dreht dein Boot immer weiter.
Segelstellung auf Raumwindkurs
Raumwindkurs gibt es mit Segeln auf Backbord (links) und mit Segeln auch Steuerbord (rechts).
Deine Segel sollten recht weit gefiert (geöffnet) sein.
Wie bei jeder Kursänderung fierst du deine Segel bis sie anfangen zu killen, also zu flattern, und ziehst sie dann wieder dicht, bis das Flattern aufhört.
An der Fock wirst du das Flattern deutlicher erkennen, denn diese fällt schneller ein. Im Großsegel musst du das Vorliek (vordere Kante) im Auge behalten. Dort entsteht ein Gegenbauch. Das heißt das Segeltuch flattert dort und bekommt eine Wölbung entgegengesetzt zur normalen Position.
Außerdem kannst du die richtige Segelstellung an den Windfäden, auch Tell Tales genannt, in deiner Fock bzw. in der Mitte und am Achterliek (hintere Kante) des Großssegels erkennen (sofern Windfäden im am Segel sind).
Alle Windfäden, egal ob Luv oder Lee oder im Achterliek sollten bestmöglich horizontal auswehen. Das bedeutet es liegt eine Strömung an, dein Segel funktioniert wie gewollt und deine Segelstellung ist korrekt.
Im Artikel ‚Wie geht Segeln?‘ erfährst du mehr über die Segeltheorie, sofern dich das genauso interessiert wie mich.
Merke: Mit zu dichten Segeln wird dein Boot langsamer. Lass die Segel lieber etwas zu weit gefiert, wenn du dir deiner Segelstellung nicht 100% sicher bist.
Sitzposition
Bei Leichtwind:
- Steuermann in Luv soweit vorne wie möglich (mindestens bis zum Großschotblock)
- Vorschoter in Lee und ganz nach vorne, manchmal sieht man Vorschoter vor dem Mast sitzen
- Gewicht beider Segler so weit wie möglich nach vorne, um den Spiegel (das Ende vom Boot) aus dem Wasser zu bekommen und Widerstand zu vermeiden
Bei mittlerem Wind:
- Steuermann in Luv und mittig der Längachse
- Vorschoter in Luv und mittig der Längachse
- Gewicht mittig bzw. vorne ohne das Wellen auf dem Bug brechen, bzw. so dass hinter dem Boot keine Blasen entstehen
Bei Starkwind:
- Steuermann in Luv
- Vorschoter in Luv
- Gewicht weiter hinten, um das Einstecken des Bugs in die Wellen zu verhindern
- Je Stärker der Wind, desto weiter nach hinten
- Bei Gennaker, Trapezbooten und sehr viel Wind, steht der Vorschoter hinter dem Steuermann, der auf der letzten Ecke vom Boot ausreitet (Nicht für Anfänger – mehr ein kleiner Hinweis, was möglich ist im Segeln 😉 )
Schwert
Da wir nach Lee wollen und das Ziel haben die Reibung zu minimieren, ist das Schwert, wie auf dem Vorwindkurs angehoben, auf Raumwind allerdings nur zur Hälfte. Bei Ballastschwertern würde ich das nicht empfehlen, da das Schwert eben als Ballast zum Aufrechterhalten dient. Unabhängig davon würde es jedoch genau denselben Effekt bewirken.
Achtung: Vor dem Anluven auf Halbwind und Am Wind Kurs Schwert wieder runter machen.
Segelverhalten
Obwohl es sich anders anfühlt, haben die meisten Boote auf Raumschotskurs ihren schnellsten Kurs. Du kannst das gut erkennen, wenn du das Wasser direkt hinter dem Boot anschaust und mit dem Am Wind Kurs vergleichst.
Da wahrer Wind und Fahrtwind voneinander abgezogen werden, fühlt der Wind sich nicht mehr so stark an. Mehr zu diesem Gedankengang findest du hier im Artikel zum scheinbaren Wind.
Das Boot krängt nicht mehr.
Auf Raumwind segelt man am gemütlichsten. Allerdings muss man aufpassen, dass man aufgrund der höheren Geschwindigkeit keine Wellen einholt und in diese hereinfährt. Hier hilft die richtige Sitzposition und ein achtsames Auge beim Steuern.
Gennaker Segeln
Gennaker segeln ist eine spezielle Art auf Raumwindkurs zu segeln. Der Gennaker ist ein weiters Segel aus einem asymmetrischen, leichten Segelstoff, der noch vor dem Vorsegel fliegt. Der Gennaker ist die moderne und sportliche Art des Segelns auf Raumschotskurs.
Aufgrund des Gennakers werden Boote schneller und fangen an auf dem Wasser zu gleiten, d.h. sie sind nicht mehr in Verdrängerfahrt.
Gennaker segeln ist nichts für reine Anfänger. Bevor man das erste Mal den Gennaker zieht, muss man sicher im Steuern und seiner Segelstellung sein. Sonst geht man schnell baden.
Hat man es kapiert, dann gibt es nichts Besseres.
Zusammenfassung Raumwindkurs
- Wind kommt von schräg hinten
- Von Am Wind / Halbwind auf Raumwind: abfallen, Segel auf, Schwert halb hoch
- Von Vorwind auf Raum Wind: anluven, Segel dichter
- Segel sind generell weit gefiert
- Schwert halb hoch
- schnellster Kurs beim Segeln
- Wind fühlt sich weniger an, als der wahre Wind tatsächlich ist
Sind dir einige Begriffe nicht bekannt, dann empfehle ich dir das Seglerlatein auf Segelplanet.de – Segelbegriffe für Anfänger auf Deutsch & Englisch einfach erklärt.
„ Hat dein Boot ein Verklicker (Windanzeiger) muss der Pfeil schräg nach hinten zeigen. Zeigt der Pfeile nach rechts oder links bist du auf Halbwindkurs. “ – Ich bn nicht sicher, ob diese Aussage stimmt, da der Verklicker den scheinbaren Wind anzeigt: Bei einenm 230-Grad- Kurs kann es je nach Wind- und Bootsgeschwindigkeit auf 270 Grad stehen – oder überleg ich falsch?
Hey Peter,
Du hast Recht, der Verklicker zeigt immer den scheinbaren Wind an.
Meine Aussage vereinfacht das ganze Geschehen hier etwas und das mit Absicht für Neulinge.
Ein Verklicker ist immer nur ein Hilfsmittel, denn wie du schreibst, kann die Bootsgeschwindigkeit das ganze Konzept auf den Kopf stellen. Bei einem schnellen Boot weht der Faden auch auf Raumwind noch zur Seite und nicht nach hinten.
Persönlich versuche ich alle meine Segelschüler weg vom Verklicker zu bekommen, weil es einfach zu ungenau ist.
Zur genauen Einstellung meiner Segel nutze ich immer das Segeltuch (flattert es?) oder meine Tell Tales bzw. finde heraus wo der wahre Wind herkommt!
Danke für deinen Kommentar!
Tom