Halbwindkurs

Der Halbwindkurs beim Segeln beschreibt einen Kurs, bei dem der wahre Wind aus 90° entweder auf den Backbordbug oder Steuerbordbug trifft.

Bei langsamen Booten erkennst du den Kurs mithilfe des Verklickers (Windanzeigers), der mehr oder weniger 90° anzeigt (rechtwinklig zum Rumpf).

Merke: Bei schnelleren Booten, z.B. Katamaranen oder Gleitjollen, ist die Bootsgeschwindigkeit so hoch, dass der Windanzeiger nicht mehr zur genauen Bestimmung des Halbwindes genutzt werden kann. Hier hat der scheinbare Wind einen zu großen Einfluss. Mehr zum scheinbaren Wind findest du in diesem Artikel.

Da der wahre Wind aus 90° auf das Boot trifft, definiert sich dein Kurs bei Halbwind auf 90° oder 270° (Voraussetzung: Wind kommt aus 0°).

Auf diesem Kurs kommst du dem Ursprung des Windes weder näher, noch entfernst du dich von diesem.

Auf diesem Kurs fangen die meisten Segler an zu üben. Du hast ausreichend Freiraum, ohne das Problem, dass dein Boot direkt eine Patenthalse macht oder du im Wind stecken bleibst.

Hinweis: Hole deine Segel nicht zu dicht. Besonders auf schnelleren Katamaranen und Jollen führt dies sehr schnell zu hoher Krängung (Schräglage) bzw. zur Kenterung.

Halbwindkurs segeln
Kompass Halbwindkurs

Wie komme ich auf Halbwind

Von Am Wind Kurs:

  • Abfallen
  • d.h. an der Pinne ziehen
  • Segel fieren
  • Schwert bleibt unten
  • Kommando: „Fier auf die Schoten auf Halbwindkurs“ – wenn auf Kurs: „Halbwindkurs liegt an“

Von Raumwindkurs & Vorwind:

  • Anluven
  • d.h. Pinne wegdrücken
  • Segel dichtholen
  • Schwert runterdrücken
  • Kommando: „Hol dicht die Schoten auf Halbwindkurs“ – wenn auf Kurs: „Halbwindkurs liegt an“

Merke: Hast du deinen neuen Kurs erreicht, musst du die Pinnen wieder in die Mitte stellen und einen Punkt voraus anpeilen, sonst dreht dein Boot immer weiter.

Segelstellung Halbwindkurs

Halbwindkurs gibt es mit Segeln auf Backbord (links) und mit Segeln auch Steuerbord (rechts).

Deine Segel sollten halb gefiert (geöffnet) sein. Auf den meisten Booten kannst du das Ende vom Großbaum über den Bug in Lee stellen. Damit hast du einen guten Anfangswert. Da jedes Boot anders ist, bleibt es jedoch beim Anfangswert.

Um die Segel genauer einzustellen, kannst du wie auf allen anderen Kursen deine Segel fieren bis diese anfangen zu killen (flattern). In dem Moment weißt du, dass deine Segel zu offen sind. Ziehe diese etwas dichter, bis die Segel nicht mehr killen, und du hast deine richtige Segelstellung.

Die besten Hilfsmittel sind jedoch deine Windfäden (Tell Tales). Geh auf deinen gewünschten Kurs (hier Halbwindkurs) und stelle die Segel so ein, dass alle Windfäden, in der Fock, im Großsegel, Luv und Lee, bestmöglich horizontal auswehen.

Trifft das zu, dann hast du eine Strömung im Segel und dein Boot segelt mit bestmöglicher Segelstellung voran. Falls es dich interessiert wie das mit dem Segeln eigentlich funktioniert, kannst du das in meinem Artikel über Segeltheorie nachlesen.

Besonders auf Halbwind muss die Segelstellung konstant angepasst werden, da sich hier der scheinbare Wind ständig verändert.

Merke: Mit zu dichten Segeln wird dein Boot langsamer. Lass die Segel lieber etwas zuweit gefiert, wenn du dir deiner Segelstellung nicht 100% sicher bist.

Halbwind zum wahren Wind oder scheinbaren Wind?

Scheinbar gibt es zwei Meinungen wie wir Halbwind definieren. Eine Meinung ist nach wahrem Wind, sodass der wahre Wind 90° auf unser Boot trifft. Alternativ gibt es die Meinung, dass wir auf Halbwind sind, wenn der scheinbare Wind 90° beträgt.

Für mich persönlich ist Halbwind immer auf den wahren Wind bezogen.

Wer sich für eine ausführliche Behandlung dieses Themas interessiert, findet detaillierte Ausführungen hier.

Schwertposition

Da wir auf Halbwind immer 90° zum wahren Wind segeln wollen ohne das wir an Höhe verlieren, müssen wir jegliche Abdrift verhindern. Das heißt also, dass dein Schwert komplett unten ist.

Sitzposition

Bei Leichtwind:

  • Steuermann in Luv soweit vorne wie möglich (mindestens bis zum Großschotblock)
  • Vorschoter in Lee und ganz nach vorne, manchmal sieht man Vorschoter vor dem Mast sitzen
  • Gewicht beider Segler so weit wie möglich nach vorne, um den Spiegel (das Ende vom Boot) aus dem Wasser zu bekommen und Widerstand zu vermeiden

Bei mittlerem Wind:

  • Steuermann in Luv und mittig der Längachse
  • Vorschoter in Luv und mittig der Längachse
  • Gewicht mittig bzw. vorne ohne das Wellen auf dem Bug brechen, bzw. sodass hinter dem Boot keine Blasen entstehen

Bei Starkwind:

  • Steuermann in Luv
  • Vorschoter in Luv
  • Gewicht weiterhin mittig, um das Einstecken des Bugs in die Wellen zu verhindern, aber auch das Ende vom Boot nicht durch das Wasser zu schleifen
  • Ständige Anpassung an die Gegebenheiten und gesegelte Richtung aufgrund änderndem scheinbaren Wind

Halbwindkurs und zu dichte Segel

Frage 285 im spezifischen Segelteil des Sportbootführerschein Binnen: „Wie wirkt sich auf einem Halbwindkurs ein zu dicht geholtes Großsegel auf die Geschwindigkeit des Bootes aus?“

Antwort: Die Krängung nimmt zu, die Geschwindigkeit nimmt ab.

Ein zu dicht geholtes Segel hat generell eine Verlangsamung des Bootes zur Folge. Es ergibt sich keine Strömung mehr am Segel sondern Turbulenzen. Das Segel ist wie ein aufgehaltenes Bettlaken im Wind.

Dementsprechend wird das Segel stark weggedrückt, das Boot kann auf Grund des Lateralplans (alles im Wasser: Rumpf, Kiel, Schwert, Ruder, etc.) nicht folgen und es kommt zur Krängung.

Zu dichte Segel auf Halbwind erzeugen Krängung
Krängung durch zu dichte Segel

Wie oben erwähnt ist dies besonders bei Katamaranen und schnellen Jollen die Ursache für ungewollte Kenterungen.

Zusammenfassung

  • Auf Halbwind segelt man 90° zum wahren Wind
  • Von Amwind auf Halbwind: abfallen, Segel fieren
  • Von Raumwind & Vorwind auf Halbwind: anluven, Segel dicht holen, Schwert runter
  • Segel mit Baumende ca. über Leebug
  • Schwert ist unten
  • Ein Kurs mit häufiger Krängung (da oft zu dichte Segel) und ungewollten Kenterungen
Der Halbwindkurs beim Segeln

Sind dir einige Begriffe nicht bekannt, dann empfehle ich dir das Seglerlatein auf Segelplanet.de – Segelbegriffe für Anfänger auf Deutsch & Englisch einfach erklärt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommentare müssen durch den Moderator freigeschaltet werden, bevor diese hier auf tauchen. Die folgenden im Rahmen der DSGVO notwendigen Bedingungen müssen gelesen und akzeptiert werden: Durch Abschicken des Formulares wird dein Name, E-Mail-Adresse und eingegebene Text in der Datenbank der Webseite gespeichert. Für weitere Informationen wirf bitte einen Blick in die Datenschutzerklärung.