Beidrehen bringt Ruhe!
Bei viel Wind und Welle besteht eine ständige Bewegung im Boot. Dies kann auch hin und wieder zu Unruhe führen. Gegebenenfalls sind Crew-Mitglieder seekrank. Wenn stürmische Bedingungen das Boot aufschaukeln, fällt Kochen schwer. Vielleicht benötigt der Skipper eine kurze Pause, um nasse Kleidung zu wechseln und zu essen.
Dabei muss nicht immer Sturm und Wetter die Begründung zum Beiliegen sein. Manchmal will die Crew sich auch einfach nur sonnen.
Was ist Beidrehen beim Segeln?
Das Beidrehen beim Segeln ist ein Manöver, um Fahrt aus dem Segelboot zu nehmen oder anzuhalten. Dabei wird die Fock back gehalten, das Großsegel gefiert und mit dem Ruder konstant angeluvt. Das Boot liegt schräg zum Wind und treibt ruhig nach Lee. Bleibt man länger in dieser Position, wird es als Beiliegen bezeichnet.
Gründe zum Beidrehen
Gründe für das Beidrehen beim Segeln sind vielfältig. Dabei ist jedoch immer das Ziel, das Boot in einer stabilen und ruhigen Lage zu halten. Die Segelcrew möchte eine Pause machen, bzw. das Boot soll geschützt werden.
Ursachen, warum man beidrehen will, sind u. a.
- schlechtes Wetter
- starke Winde
- Notsituationen (Mann-über-Bord)
- eine Pause einlegen zum Kochen und Essen
Beiliegen – Anleitung des Manövers
Das Manöver des Beidrehens ist denkbar einfach durchzuführen.
Der Ablauf beim Beidrehen ist:
- Fock back
- Großsegel fieren
- Ruder auf anluven
Du erreichst diese Position am besten durch eine Wende, während du die Fock in der alten Position belässt. Die Fock steht dann back.
Achte darauf, dass du möglichst langsam durch den Wind drehst. Dein Boot verliert Geschwindigkeit und fällt nicht zu weit ab.
Je nach Bootstyp ist es ggf. auch machbar, die Fock aktiv back auf „falsche“ Seite zu ziehen. Gerade bei Jollen und Booten mit kleinen Vorsegeln ist dies handhabbar. Bei viel Wind wird es jedoch immer schwer bis unmöglich sein.
1. Wende zum Beidrehen
Am besten klappt das Manöver des Beidrehens, genau wie die Wende auch, vom Am-Wind-Kurs.
Fahre eine Wende mit dichten Segeln. Halte den Kurs im Wind, bis du fast keine Fahrt mehr hast. Dann gehst du langsam durch den Wind. Die Fock bleibt aber in der aktuellen Position. Das heißt, du darfst die Fockschot nicht lösen. Die Fock steht nun back.
Wenn du Klemmen für deine Fock hast, dann klemme die Schoten vor der Wende ein. Rein aus Gewohnheit kann es sonst passieren, dass du die Fock mit auf die neue Seite nimmst.
2. Großschot
Wenn du durch den Wind durch bist, wird das Großsegel gefiert, sodass es frei schwingen kann und das Segel killt. Dein Schiff wird so langsamer.
Je nach Bootstyp, Größe, Kiel und Rigg kannst du aber auch das Großsegel relativ weit dichtholen. Ich bevorzuge ein gefiertes Großsegel. Welches für dich besser klappt, musst du testen.
3. Ruder auf Anluven
Zum Schluss wird das Ruder noch auf Anluven fixiert. Sonst würde das Boot trotz back gehaltener Fock losfahren.
Ein Steuerrad wird nach Luv gedreht und gehalten. Eine Pinne wird nach Lee gedrückt, also zum Baum, und dort festgemacht.
Kommandos beim Beidrehen
- Kommando: „Klar zum Beidrehen!“ – „Ist klar!“
- Kommando: „Ree!“
- Kommando: „Halt back die Fock!“
- Kommando: „Fier auf die Großschot!“
- Kommando: „Ruder auf Luv halten“
Natürlich kannst du auch andere Begriffe nutzen, jedoch sollten diese abgesprochen sein.
Kommandos geben bedeutet eine klare Absprache bzw. Anweisungen. Kommandos heißt nicht anschreien oder herumbrüllen!
Was passiert beim Beiliegen?
Das Vorsegel steht back und das Großsegel ist offen. Dadurch liegt der Segeldruckpunkt sehr weit vorne. Das Segelboot wird leegierig und will konstant vom Wind abfallen und losfahren.
Das wird vom Ruder gekontert. Das Ruder steht auf anluven. Sobald das Boot abfällt und losfährt, fährt es direkt zurück in den Wind und will ggf. wenden.
Das wird wieder durch das back stehende Vorsegel verhindert.
Es entsteht ein Kreislauf, der nicht durchbrochen wird. Das Abfallen klappt nicht wegen der Ruderlage. Das Anluven klappt nicht aufgrund des back gehaltenen Vorsegels.
Nun steht das Boot ruhig zu Wind und Welle und kann ohne Anstrengung kontrolliert werden. Das Boot treibt mit der See.
Gefahren beim Beiliegen
Je nach Wind und Bootstyp bewegt sich das Schiff unterschiedlich schnell über Grund.
Wie? Das bewegt sich noch? Ja!
Dein Schiff hat Fahrt verloren und steht ggf. still im Wasser, dennoch treibt es weiter. Es hat Fahrt über Grund!
Bereits in ruhigen Gewässern ohne Strömung bewegt es sich mit 1 bis 2 Knoten nach Lee. Dies musst du ständig im Auge behalten.
- Kontrolliere immer den Raum in Lee
- Legerwall Situationen (auflandiger Wind + Land in Lee vom Schiff) ist für das Beiliegen eher ungeeignet
Durch einen Treibanker kannst du das Abdriften nach Lee verringern.
In Segelrevieren im Binnenland kommt es häufig zu starken Winddrehern. Wenn diese zu groß sind, kann das Boot ggf. wieder ungewollt zurückwenden und losfahren.
Wie fahre ich nach dem Beiliegen wieder los?
Um mit deinem Segelboot aus dem Beiliegen wieder loszufahren, arbeitest du die Abfolge vom Beidrehen rückwärts ab.
3. Ruder in die Mitte – „Ruderlage mittschiffs!“
2. Großsegel dicht holen – „Hol an die Schoten auf Am-Wind-Kurs!“
1. Fock über auf die Leeseite. – „Über die Fock!“
Du bist jetzt mit den Segeln auf dem anderen Bug. Ist dieser Kurs nicht gewollt, dann musst du wieder zurückwenden.
Häufig gestellt Fragen
Wie ist die Segelstellung beim Beiliegen?
Beim Beiliegen steht die Fock back, also auf der Luv Seite, das Großsegel ist gefiert in Lee und das Ruder ist Richtung Luv fixiert.
Kann man mit Jollen und Yachten beidrehen?
Ja, beidrehen bzw. beiliegen kann man mit jedem Segelboot.
Was ist der Unterschied zwischen Beidrehen und Beiliegen?
Beidrehen ist ein Manöver beim Segeln, um das Boot zu verlangsamen und ruhig zu Wind und Welle zu stellen. Beiliegen ist, wenn man diese Position länger für z. B. eine Pause hält.