Ablegen unter Segeln – Teil 2 – vom Strand

Segler, die ihre Boote auf dem Land lagern und zum passenden Wind ihr Boot zu Wasser bringen, müssen wissen wie sie sicher vom Strand unter Segeln ablegen. Teil 2 der Reihe „Ablegen unter Segeln“ ist vorwiegend interessant für Jollenbesitzer. Nichtsdestotrotz wichtiges Wissen für jeden Segler, der sein Boot sicher bewegen möchte. Auch wenn es hier um das Ablegen am Strand geht, können diese Fertigkeiten einem Kielbootsegler bei seinen Manövern im Hafen und allgemein in engen Gewässern helfen.

Hier liest du

  • Teil 2 – Ablegen unter Segeln vom Strand

Bereits behandelte Themen sind:

Allgemeine Tipps zum Ablegen unter Segeln vom Strand

Bereite dein Ablegemanöver gut vor. Dazu musst du wissen, wo der wahre Wind herkommt und in welcher Reihenfolge du deine Segel setzt. Die gegeben Tipps in Teil 1 empfehle ich dir zu verinnerlichen.

  • Soweit möglich solltest du unter Halbwindkurs ablegen. Das gibt dir die Möglichkeit durch Fieren bzw. Anluven das Boot zu verlangsamen oder durch dicht holen und abfallen es zu beschleunigen
  • Bring dein Ruder schnellstmöglich in die richtige Segelstellung. Da das Wasser am Anfang flach ist, machst du es soweit herunter, wie möglich. Sobald du das Boot kontrolliert segelst, sollte das Ruder deine höchste Priorität genießen. Ist das Ruder nämlich nicht ganz unten, hast du hohen Ruderdruck und weitere Manöver werden schwerer. Im Fall, dass du nicht genug Platz hast, weil du z.B. zwischen einer Bojenkette startest, musst du ggf. bei ungünstigen Windrichtungen eine Wende mit halb hoch gestelltem Ruder fahren.
  • Drücke dein Schwert so tief wie möglich runter. Dies ist abhängig davon, wie schnell das Ufer abfällt. Es sollte neben dem Herunterklappen des Ruders höchste Priorität haben, um eine Abdrift zu verhindern.
  • Sicheres Steuern ist dein oberstes Ziel. Hast du wenig Platz musst du eben mit halb hohem Ruder bzw. Schwert fahren bis du ausreichend Fläche bekommst, um dich auf Schwert und Ruder zu konzentrieren.

Ablauf beim Ablegen vom Strand

Folgende Abläufe empfehle ich dir, egal, ob du Hindernisse auf dem Wasser hast, zwischen Bojenketten oder Kaimauern ablegst, oder ob du in alle Richtungen Platz hast. Weiter unten gehe ich auf die diversen Windrichtungen ein und zeige von wo du am besten ablegst.

Vorbereitung an Land

  1. Boot in Wassernähe bringen und mit dem Bug in den Wind stellen
  2. Parsenning entfernen
  3. Ggf. Mast stellen und alles notwendige anbauen (z.B. Schoten, Ruder)
  4. Lenzstopfen kontrollieren
  5. Umziehen und segelbereit machen (Schwimmwesten anlegen)
  6. Großsegel setzen – bei leichtem Wind kannst du das auch vor dem Umziehen machen – bei starkem oder drehendem Wind ist sonst das Umkippen vom Boot möglich – Boot muss dabei im Wind stehen
  7. Fock setzen – wird erst kurz vor dem Wassern gesetzt, sonst leidet das Material durch das wilde Herumschlagen zu sehr. Außerdem ist es sehr laut.
  8. Lenzstopfen kontrollieren

Abläufe zum Ablegen vom Strand

  1. Lenzstopfen kontrollieren (2 mal mehr ist besser, als später zu sinken).
  2. Bring dein Boot in das Wasser. Dabei das Boot konstant im Wind halten. Vielleicht musst du dein Boot rückwärts oder schräg zum Wind schieben. Sind deine Schoten dabei komplett offen, dann stellt das gewöhnlich kein Problem dar.
  3. Halte das Boot ganz vorne am Bug fest.
  4. Entferne den Slipwagen (hier benötigst du Hilfe einer zweiten Person oder du bist sehr geschickt oder kannst den Slipwagen im flachen Wasser stehenlassen).
  5. Stecke Schwert herein bzw. drücke es so weit wie möglich herunter.
  6. Bringe das Ruder in die tiefstmögliche Position.

Du musst bei den Schritten 5 & 6 sicherstellen, dass du dein Boot weiterhin mit dem Bug im Wind hältst.

Entweder hast du eine 2. Person, die das Boot am Bug kontrolliert und du kannst 5. und 6. aus dem Cockpit heraus machen. Oder du musst das Boot selber im Wind halten.

Ich empfehle hier das Boot mit einer Hand an der Wante auszurichten, während du mit der anderen das Ruder bzw. Schwert bearbeitest. Reicht eine Hand nicht aus, musst du die zweite Hand zur Hilfe nehmen. Beim Loslassen will der Bug automatisch aus dem Wind drehen. Das musst du verhindern. Notfalls packst du deine Hand wieder an die Wante, richtest das Boot neu aus und versuchst dann nochmals mit 2 Händen Ruder bzw. Schwert in Position zu bringen. Das Boot im Wind halten hat höchste Priorität.

Dreht das Boot aus dem Wind heraus, fährt es ggf. los oder kippt einfach um (bei sportlicheren Booten).

Alleine Ablegen

  1. Pinnen (-ausleger) in die Hand nehmen
  2. Fock dicht holen – auf Seite, in die abgelegt wird
  3. Boot leicht aus dem Wind drehen
  4. Zügig hereinklettern, während du weiter an der Pinne ziehst (abfallen)
  5. Unter Fock in tieferes Wasser segeln
  6. Schwert & Ruder komplett runter machen
  7. Großsegel dichtholen
  8. Segeln

Ablegen mit Crew

  1. Steuermann geht ins Boot und macht Schritt 5 (Ruder) und 6 (Schwert)
  2. Pinnen (-ausleger) in die Hand nehmen
  3. Fock dicht holen – auf Seite, in die abgelegt wird
  4. Crew dreht Boot aus dem Wind
  5. An Pinne ziehen
  6. Crew kletter graziös ins Boot
  7. Boot fällt ab (Unterstützung durch dichte Fock)
  8. Schwert runter (Crew) & Ruder runter (Steuermann)
  9. Großsegel unter Kontrolle bringen
  10. Segeln

Befinden sich keine Hindernisse auf dem Wasser bzw. hast du in alle Richtungen uneingeschränkt Platz, ist das Ablegen einfach. Du kannst überall starten, ohne viele Gedanken über den Ablegeort zu machen.

  • Boot auf das Wasser
  • Im Wind halten
  • Einsteigen / Aus dem Wind drehen
  • Abfahrt auf / nah zum Halbwind

Aber wo musst du ablegen, wenn es eng ist?

Im Folgenden zeige ich dir so gut wie alle möglichen Situationen und wo du ablegen musst, um möglichst sicher und nah bzw. auf Halbwindkurs los zusegeln.

Wie lege ich bei auflandigem Wind ab?

Ablegen mit auflandigem Wind

Bei auflandigem Wind ist es egal, ob du ganz links oder ganz rechts startest, allerdings nur bei direkt auflandigem Wind und du musst dich für eins der beiden Möglichkeiten entscheiden. Kommt der Wind cross-onshore, also schräg-auflandig, ist es wichtig, ob du je nach Windrichtung links oder rechts startest (siehe unten).

Wichtig ist, dass du ganz links oder ganz rechts startest und nicht irgendwo in der Mitte.

Hast du ausreichend Platz kommst du ggf. noch an der letzten Boje der Begrenzung ohne wenden vorbei.

In den bebilderten Beispielen klappt das jedoch nicht und deshalb musst du zum Ablegen vom Strand raus kreuzen.

Wie das Wenden und das Kreuzen geht, liest du hier. Beim Ablegen vom Land musst du allerdings auf besondere Gegebenheiten achten. Diese sind:

  • Abdrift, da Schwert nicht ganz unten ist
  • Schwer zu bewegendens Ruder, da halb oben

Wenn du die Schritte zum Ablegen (siehe oben) befolgst, dann solltest du nun in deinem Boot mit dichter Fock sitzen und das Schwert und Ruder sind halb unten. Dein angestrebter Kurs bei dieser Windrichtung ist der Am Wind Kurs.

Jetzt kommt es auf das Steuern an!

So kommst du sicher bei auflandigem Wind aus der Begrenzung heraus:

Du steuerst einen flachen Am Wind Kurs und holst die Segel etwas dicht. Dicht genug, sodass dein Boot Vortrieb bekommt, aber nicht so dicht, dass es stark nach Lee treibt. Das Segel darf dabei etwas killen.

Steuer nicht zu hoch am Wind. Halte dich lieber nah am Halbwindkurs und bring Fahrt ins Boot. Denn diesen Vortrieb brauchst du, um rechtzeitig zu wenden. Mit jeder Wende gewinnst du etwas Höhe (sofern sie denn mit ausreichend Geschwindigkeit klappt).

Sobald du kannst, machst du das Schwert und Ruder komplett herunter.

Achte dabei immer darauf was vor dir passiert. Unfallfrei segeln ist wichtiger, als ein Ruder ganz unten.

Ist das Ruder nicht ganz unten arretiert, dann mag das Steuern schwerer gehen, aber es geht dennoch und du kannst dir durch eine Wende wieder neuen Platz verschaffen.

Segel solange im Zick Zack, bis du freie Fahrt hast.

Auflandiger Wind und Ablegen beim Segeln

Kreuzen durch die Bojen

Ablegen bei Cross-Shore-Winden

Kommt der Wind seitlich von Links, dann startest du ca. bei 2/3 links.

Weht der Wind von der anderen Seite (rechts), ist deine Startposition ca. 2/3 rechts.

Das Ablegen auf Halbwind ist in dieser Situation besonders einfach. Du musst das Segelboot nur 90 Grad zum wahren Wind drehen und los segeln.

Du startest von 2/3 rechts bzw. links, weil du so genügend Freiraum hast nach Lee zu driften (wegen dem halb hohen Schwert) und gleichzeitig Platz zum Anluven und somit Bremsen hast, falls es notwendig wird.

Ablegen mit Cross-Shore Wind
Ablegen mit Halbwind

Ablegen bei ablandigem Wind

Das Ablegen bei ablandigem Wind ist nicht viel schwere als bei anderen Windverhältnissen. Kommt der Wind genau ablandig, kannst du entweder ganz rechts oder ganz links starten.

Fock dicht, Großsegel komplett auf, Pinne ziehen und auf Raumwindkurs raus.

Die Probleme, die ich immer wieder sehe sind, dass Segler den Wind weiter draußen unterschätzen (ablandiger Wind = flaches Wasser und wenig Wind am Strand, stärkere Wind und Wellen weiter draußen) bzw. direkt am Start nicht beherzt genug abfallen. Denn bist du zu zaghaft, segelst du regelrecht auf den Strand auf, bevor du auf Raumwind abfallen kannst.

Deshalb solltest du (als Einhandsegler) bzw. deine Crew das Boot vor dem los segeln auf Halbwindkurs drehen und dann erst hereinspringen.

WICHTIG:

  • Offenes Großsegel damit der Segeldruckpunkt ganz weit vorne ist und das Abfallen unterstützt.
  • Sorgfältig auf den wahren Wind achten und nicht zu weit abfallen. Hier liegt die Gefahr einer Patenthalse.
  • Bei ablandigem Wind ist der Wind weiter draußen immer stärker und es ist welliger.
  • Auf Raumwind ist das Boot instabiler, wenn das Schwert nicht ganz unten ist und du dich im Boot bewegen musst, um das Ruder herunterzudrücken.
Segeln - Ablegen bei ablandigem Wind - vom Strand

Ablegen mit Cross-Offshore-Wind

Die Abläufe zum Ablegen mit Cross-Offshore Wind, also schräg ablandig, sind identisch zum ablandigen Wind. Allerdings ist die Wahl der zu startenden Seite wichtig.

  • Wind schräg ablandig von links = du startest ganz rechts
  • Wind schräg ablandig von rechts = du startest ganz links

Somit hast du genug Platz deutlich abzufallen und kannst fast sogar auf Habwindkurs segeln. Würdest du jeweils auf der anderen Seite starten, würdest du in die Begrenzung fahren.

Startest du zu weit in der Mitte, dann musst du ggf. so weit abfallen, bis du auf Vorwindkurs bist, um in das offene Wasser zu gelangen. Hier ist die Gefahr einer Patenthalse gegeben.

Ablegen vom Strand mit cross-off-shore Wind
Vom Strand ablegen mit schräg ablandigem Wind

Ablegen mit schräg auflandigem Wind

Bei schräg auflandigem Wind Startest du ähnlich wie beim Halbwind. Allerdings je nach Windrichtung 3/4 links oder 3/4 rechts, denn so kannst du sicher auf Halbwind heraus segeln und läufst nicht die Gefahr beim Los segeln in die Begrenzung zu düsen.

  • Wind schräg auflandig von links = du startest 3/4 links
  • Wind schräg auflandig von rechts = du startest 3/4 von rechts

Würdest du jeweils von der anderen Seite starten, müsstest du sehr hoch am Wind segeln, um hoffentlich aus der Begrenzung zu kommen. Da jedoch Ruder und Schwert das Steuern erschweren bzw. Abdrift erhöhen, ist das nicht praktikabel.

Ablegen vom Strand mit Cross-On-Shore Wind von links
Vom Strand ablegen mit schräg auflandigem Wind

Mögliche Probleme

Schwierigkeiten, die auftreten können, sind:

  • Brandung
  • Sehr flaches Wasser
  • Ganz wenig Platz zum Ablegen

Brandung:

Besteht Brandung, was meist bei auflandigem Wind passiert, dann gehst du am besten nicht segeln.

Sind es nur kleine „Brandungswellen“ im stehtiefen Bereich, ziehst du das Boot etwas weiter heraus und hinter die brechenden Wellen. Im flach abfallendem Wasser reicht es oft, wenn du bis zum Bauch hereingehst, denn die kleinen Wellen „brechen“ dann direkt am Strand.

Sehr flaches Wasser

Bei sehr langsam abfallendem Tiefgang musst du mit halb hohem Schwert und halb hohem Ruder länger heraus segeln. Da das Abdrift und das Steuerverhalten beeinflusst, musst du bereits vor dem Ablegen einen Plan und einen Notfallplan machen. Wenn nötig, dann musst du eben nochmal herausspringen und von vorne anfangen, falls die Abdrift dich in Schwierigkeiten bringt.

Ganze wenig Platz zum Ablegen

Besteht richtig wenig Platz, dann musst du dich nur mehr konzentrieren und auf genügend Bootgeschwindigkeit achten, um die Wenden zu schaffen. Besonders hier ist segeln nah am Halbwindkurs und Vortrieb, sodass das Ruder funktioniert, der Schlüssel zum Erfolg. Lieber 4 Wenden mehr machen, als in einer Wende wegen zu wenig Tempo stecken bleiben und rückwärts die gewonne Höhe verlieren.

Hast du Probleme beim Ablegen, kannst du mir gerne ein konkretes Beispiel schicken und ich antworte schnellstmöglich dazu.

So legst du unter Segeln vom Strand ab

Sind dir einige Begriffe nicht bekannt, dann empfehle ich dir das Seglerlatein auf Segelplanet.de – Segelbegriffe für Anfänger auf Deutsch & Englisch einfach erklärt.


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